Hierarchie, Netz und Evolution

Hierarchie

Hierarchie erinnert sehr stark an Millitär, an straffe Organisationen und Behörden. Die hohe Effizienz ist das Kennzeichen einer Hierarchie.

Kein Wunder also, dass die Hierarchie Bestandteil kybernetischer, lebendiger Systeme ist. Nehmen wir mal den menschlichen Körper als Beispiel für ein kybernetisches System. Der Körper ist streng hierarchisch aufgebaut. Er besteht aus Organen, die wiederum aus Geweben aufgebaut sind, und die wieder aus Zellen, und die aus Organellen, und die aus Molekülen, usw., usw.

Die Frage stellt sich natürlich, ob der Mensch nun die Spitze der eben beschriebenen Hierarchie ist. Ich glaube nicht, denn er ist eingebettet in soziale Strukturen, nämlich seine Familie, seine Beziehungen, seinen Wohnort, sein Land usw., usw.

Okay, hierzu befragen wir mal einen Philosophen. Für die Themen dieses Online-Buchs ist es aber eine gute Konsequenz. Damit sind wir mitten im Thema

Die Schulmedizin hätte gerne, dass der menschliche Körper eine rein hierarchische „Konstruktion“ ist. Das würde ihrer Neigung zur Spezialisierung sehr entgegen kommen. Doch leider (für die Mediziner!) ist der Körper auch ein komplexes Netz, das sich nicht an die Grenzen der Spezialgebiete hält.

Netz

Jedes kybernetische System besteht aus Elementen, die sich vielfach gegenseitig beeinflussen. Diese Vernetzung und das Verständnis der hieraus resultierenden Komplexität, ist das Wesen und das Kernthema der Kybernetik. Die Vernetzung ist die Ursache dafür, dass es so schwierig ist, ein System zu verändern, welches sich in Selbstregulierung befindet. Deswegen ist es ja so schwierig, die bestehenden Verhältnisse im Land und in der Welt zu ändern!

Aber es geht!
Die Kybernetik zeigt systematisch, wie ein System in eine neue Form der Selbstregulierung überführt werden kann. Das ist auch der Grund, warum ich so ausfühlich über Kybenetik schreibe.

Im menschlichen Körper gibt es ebenfalls Netzwerke. Da ist z.B. der Blutkreislauf und das Nervensystem. Ohne diese Querverbindungen, die sich kaum um Hierarchien kümmern, bräche das System zusammen.

Wie dieses Online-Buch zeigt, bestehen diese Querverbindungen überall. Jede Alternative und jede Vision muss sie berücksichtigen und im Neuen einplanen.

Evolution

In der Natur wächst eine Population so lange, bis es zu einem begrenzenden Faktor kommt. Bei den Seerosen eines Teiches ist es der Platz, bei Einzellern im Urozean mag ein Nährstoff knapp geworden sein. Nehmen wir uns als Beispiel einige Wölfe, die frei in der Steppe leben.

Die Wölfe können sich vermehren, weil genügend Hasen in der Steppe leben. Doch weil der Jagderfolg der Wölfe so gut ist, werden die Hasen dezimiert, und können deshalb weniger Wölfe ernähren. Der Bestand an Wölfen und Hasen bleibt in einem dynamischen Gleichgewicht. In der Kybernetik spricht man von Selbstregulierung.

In einer regenreichen Zeit können sich die Hasen plötzlich stark vermehren, obwohl die Zahl der Wölfe zunimmt. Jetzt leben die Wölfe so dicht, dass sie sich gegenseitig behindern. Ein einfaches Wachstum ist nun nicht mehr möglich. Die Wölfe machen eine „Erfindung“ und leben nun in sozialen Gruppen, in Rudeln zusammen.

Vielleicht hätten sie die gleiche „Erfindung“ der Rudel gemacht, wenn die Zahl der Hasen stärker reduziert worden wäre. Allerdings zu einem anderen Zweck! Als Rudel können sie jetzt sogar Hirsche jagen. Das bewahrt sie vor dem Verhungern und gibt den Hasen eine Chance.

Die Wölfe hätten genau auch bei ihrem Leben als Einzelgänger bleiben können. Dann hätten sie sich irgendwann so vermehrt, dass sie alle Hasen erlegt hätten. Von einem Tag auf den anderen wäre die Nahrungsquelle der Wölfe verschwunden. Damit wären auch die Wölfe ausgestorben!

Dieses Beispiel mit den Hasen und Wölfen ist hier als kybernetisches Modell dargestellt.

Wir können uns sicher sein, dass es alle diese Varianten des Wachstums immer wieder im Laufe der Jahrmillionen der Evolution gegeben hat. Seit dem Urknall hat es ein permanentes Wachstum gegeben.

In der Kybernetik spricht man bei der einfachen Vermehrung einer Population von einem quantitativen Wachstum.
Organisieren sich Strukturen und kybernetische Systeme, spricht man von einem qualitativen Wachstum.

Preisfrage:
Wie lange überlebt eine globale Wirtschaft, die einfach nur quantitativ wächst?

Ist die regionale Wirtschaft vielleicht eine Notwendigkeit, wie sie in der Kybernetik begründet liegt?