Wie Geld geschöpft wird

Nehmen wir an, ich kaufe ein Fahrrad bei Ihnen, und ich überweise Ihnen das Geld dafür. Zuvor hat Ihr Konto und mein Konto den Stand 0. Wir haben also nichts auf dem Konto.

Nach der Überweisung haben sie 1000€ Guthaben und ich 1000€ Schulden.

Voilà, wir haben in Teamarbeit 1000€ erschaffen!
Aus dem Nichts! (klingt buddhistisch!)

Der Beweis:
Sie können nun die 1000€ ganz normal ausgeben.
Ich hingegen muss sehen, wie ich das Geld zurück bekomme.

Nehmen wir mal an, ein Jahr später kaufen Sie einen Satz Autoreifen von mir, und überweisen mir 1000€ dafür. Jetzt ist unser beider Kontostand wieder auf 0!

…und – wir haben 1000€ vernichtet!
Die 1000€ sind wieder verschwunden! (im Nirwana vielleicht!)

Alles ist wieder klar, alles ist ausgeglichen – wenn, ja wenn da nicht eine winzige Kleinigkeit übersehen worden wäre!

Die Bank will nämlich von mir 10% Zinsen für meinen Überziehungskredit haben. Außerdem machen Sie gegenüber der Bank ebenfalls Zinsen geltend, wenn auch weniger. Sagen wir 2%.
Aber wo kommen denn nun die in der Differenz übrig bleibenden 8% Zinsen her?

Da gibt es tatsächlich nur einen einzigen Weg. Geld entsteht nämlich nur und ausschließlich, indem jemand Schulden aufnimmt, die wieder zu verzinsen sind. Man muss sich also das Geld für die Zinsen von der Bank leihen!

Im Umkehrschluss heißt das:
Würden alle, alle Schulden zurückzahlen (was definitiv unmöglich ist!), gäbe es kein Geld mehr!
Niemand hätte mehr das im Geldbeutel, mit dem man sich die Brötchen beim Bäcker kaufen könnte, denn alles Geld wäre vernichtet!
Würde z.B. der deutsche Staat seine Schulden begleichen, hätte das verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Deshalb dürfen Schulden einfach nicht beglichen werden. Aber keine Angst: Das wird niemals passieren!

Aus diesen Fakten können wir nun folgende Schlüsse ziehen:

  • Der Wert des Geldes hat absolut gar nichts mit einem realen Wert (Kartoffeln, Auto, Haus) zu tun
  • Es gibt genau so viele Schulden, wie Guthaben. Oder anders:
    Die Summe aus Guthaben und Schulden ist = 0!
  • Weil bei der Kreditvergabe das Geld für die Zinsen nicht mit geschöpft wird,
    müssen Guthaben und Schulden permanent wachsen.
  • Weil der Zinssatz in % angegeben wird, handelt es sich um ein exponentielles Wachstum!

Vielleicht hört sich das gar nicht so spektakulär an, doch welche Folgen diese Eigenschaften des Geldes haben, wird in diesem Kapitel nach und nach klar. Doch eines können wir jetzt schon sagen:
Das Wachstum des Geldes ist exponentiell!

Das exponentielle Wachstum des Geldes schlägt bei jedem Einzelnen von uns kaum zu Buche. Aber bei der gesamten Menge des vorhandenen Geldes ein unglaublicher Betrag.

Der amerikanische Ökonom Kenneth Ewart Boulding sagte:

„Jeder, der glaubt, exponentielles Wachstum kann andauernd weitergehen in einer endlichen Welt, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom.“

Hier ein Vortrag von Rico Albrecht zur Geldschöpfung.